Forschungs- und Innovationsprojekt
Vertragsanbau und professioneller Streuobstbau in Bayern

Streuobstwiesen prägen das Landschaftsbild Bayerns, sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und liefern zusätzlich qualitativ hochwertige Rohwaren. Leider wurde der Streuobstbau wegen mangelnder Rentabilität die letzten Jahrzehnte stark vernachlässigt. Um den Streuobstbau professioneller zu gestalten, versuchen wir mit Hilfe von Anbauverträgen, die Zusammenarbeit von Landwirten und verarbeitenden Betrieben zu fördern. Innerhalb der Projektarbeit „Professionalisierung im Streuobstbau“ wird an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau diesen Herausforderungen die nächsten Jahre bearbeitet.

Zielsetzung:

Streuobstwiesen prägen das Landschaftsbild Bayerns und sind wichtiger Bestandteil eines intakten Naturraums. Leider ist ein stetiger Rückgang der Bestände zu beobachten, da sie von den Bauern aufgrund mangelnder Rentabilität vernachlässigt und oft sogar ganz aufgegeben werden. Daher lässt sich mittelfristig ein Rückgang an qualitativ hochwertiger Rohware aus heimischer Produktion beobachten, was zusehends ein Problem in regionaler Rohwaren-Beschaffung für verarbeitende Betriebe wie Keltereien und Brennereien darstellt. Um dem entgegenzuwirken, sehen wir – die LWG - eine gute Chance im Vertragsanbau. Das bedeutet, dass Keltereien und Anbauer von Streuobst eine vertragliche, mittel- bis langfristige Bindung eingehen. Der Vertragsanbau dient dazu, Planungssicherheit zu schaffen, eine engere Zusammenarbeit von Erzeugern und Anbauern zu fördern, Liefermengen an Rohware von guter Qualität zu sichern und den Erzeugern zu wirtschaftlich rentabler Produktion zu verhelfen. Die Ziele des Projekts sind die Obstsortenvielfalt in den Streuobstbeständen in Bayern für den professionellen Anbau nachhaltig nutzbar zu machen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Anbau, sowie der Verwertung von Streuobst, um den Keltereien, Brennereien sowie den anbauenden Landwirten Perspektiven aufzuzeigen.

Methodik

Damit ein professioneller Streuobstbau gelingen kann, soll vorab geklärt werden, welche Kulturen und ihre speziellen Sorten sich für den Anbau mit Berücksichtigung der Verwertbarkeit und damit verbundenen Absatzmöglichkeiten eignen. Hierfür werden Inhaltstoffanalysen, Literaturrecherchen und die Befragung von Streuobstexperten und von Fachleuten im Bereich Anbau und Verwertung durchgeführt. Die Sorten werden nach Krankheitsanfälligkeit, Wuchseigenschaften und Standortansprüche sowie Inhaltsstoffen bewertet. In Zusammenarbeit mit dem Streuobstexperten und Pomologe Hans-Joachim Bannier sollen Sortenempfehlungen erstellt werden.

Weiterführend werden durch die gewonnenen Erkenntnisse Verwertungsmöglichkeiten für die verarbeitenden Betriebe wie Brennereien, Keltereien und landwirtschaftliche Betriebe aufgezeigt. Im weiteren Verlauf werden Vertragsmuster für den Vertragsanbau von Streuobst in Abstimmung mit dem Keltereiverband, Erwerbsobstbauverband und den Brennereiverbänden erstellt, um deren Rohwarenversorgung nachhaltig zu sichern und Planungssicherheiten zu schaffen. Im Zuge dessen werden Beratungsunterlagen für Anbauer erarbeitet.

Benjeshecke:Totholzhecke aus dünnen Gehölzschnitt, locker gestapelt auf einer Streuobstwiese bietet Vögel und anderen Tieren Schutz und Nahrung.

Totholzhecke

Neu angelegte große Streuobstwiese mit Jungbäumen die an einen Pfahl angebunden sind und mit unterirdischem Bewässerungssystem.

Streuobstwiese mit Jungbäumen

Verschieden alte Hochstammbäume in Oeschbergschnitt erzogen.

Streuobstwiese mit Oeschbergschnitt

Drohnenaufnahme von Streuobstbäume auf Schnittblumenfeld. Streuobstäcker waren in Franken eine übliche Nutzungsform. Die Doppelnutzung auf zwei Etagen war ein gängiges Mittel, um möglichst hohe Erträge auf einer Fläche zu erzielen. Früher wurde unter den Bäumen vermehrt Gemüse, Beerenobst und andere Feldfrüchte angebaut.

Streuobstacker mit Schnittblumen

Eine Kombination aus Sandhaufen, Steinhaufen und verschiedenen Hölzern, die aufgeschichtet wurden, um Lebensräume für Tiere zu schaffen. Biodiversitätsfläche auf Streuobstwiese dient als Unterschlupf für viele Nützlinge und fördert die Artenvielfalt.

Biodiversitätsfläche

Weidetierhaltung auf einer Streuobstwiese. Mehrer Böcke genießen den Schutz der alten Hochstammbäume.

Weidetierhaltung

Luftaufnahmen von der Streuobstlandschaft in Margetshöchheim. Viele verschiedene Streuobstbäume in verschieden alter, teilweise in der Blühte verstreut in der Landschaft. Margetshöchheim ist ein fränkisches Dorf, das mit ca. 20 ha Streuobstwiese noch eine große Streuobstlandschaft bietet.

Streuobstlandschaft

Eine Person in Schutzkleidung macht den Verjüngungsschnitt bei einem alten, unbelaubten Obstbaum mit Hochentaster Ende Februar.

Obstbaum- schnitt

Mehrere Hochstammbäume mit offener Baumscheibe. Um das Anwachsen des jungen Obstbaumes zu erleichtern, wird in den ersten Standjahren, die Baumscheibe von Graswuchs freigehalten.

Offene Baum- scheibe

Großer Speierling Hochstamm neben Acker. <i>Sorbus domestica</i> (Speierling) ist eine selten gewordener Wildobstbaum auf unseren Streuobstwiesen.

Sorbus domestica Speierling

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Streuobst

Projektdaten:
Projektleiter: Martin Degenbeck
Projektbearbeiter: Benjamin Roos ab 01.09.2022
Laufzeit: 01.06.2022 bis 31.12.2024
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten